Die Freigabe der Ortsumgehung Bad Fredeburg hat die IHK Arnsberg genutzt, NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer anschließend zu einem Unternehmergespräch zu laden. Fast zwei Stunden diskutierte der Landespolitiker mit Unternehmerinnen und Unternehmern aus der Region über die Verkehrsinfrastruktur, die Entwicklung des ÖPNVs in ländlichen Regionen und die Prioritäten der Landesregierung.
IHK-Präsident Andreas Rother machte auf die Bedeutung der Landesstraßen aufmerksam: „Die Landesstraßen sind das Rückgrat unserer Wirtschaftsregion. Hendrik Wüst hat sie einmal als die ‚Startrampen der Weltmarktführer‘ bezeichnet. Leider ist der Zustand dieser Straßen alles andere als weltmeisterlich.“ Das Landesstraßennetz sei die entscheidende Schlagader für die Erreichbarkeit der Gewerbestandorte, veranschaulichte der Präsident. Es sei aber über die Jahrzehnte hinweg zu wenig investiert worden. „Die Folge ist ein Substanzverzehr, der allein durch die höheren Investitionen der letzten sechs Jahre nicht aufgefangen werden kann. Im Sauerland schlägt das viel stärker durch, denn hier ist der Bau- und Unterhaltungsaufwand durch Topografie und Witterung ein anderer als im Münsterland oder am Niederrhein“, betonte Andreas Rother.
Oliver Krischer beschrieb aus Sicht der Landesregierung zwei Herausforderungen: die Sanierung der bestehenden Infrastruktur und die Transformation des Verkehrssektors hin zur Klimaneutralität. Der Minister bestätigte, dass in die Sanierung zu wenig investiert worden ist. Die Rahmede-Talbrücke zeige, in welche Schwierigkeiten eine Region gerate, wenn eine Strecke gesperrt werden muss. Der Erhalt habe deshalb Priorität. Auf größeres Interesse würden allerdings Neueröffnungen wie die der Ortsumgehung Bad Fredeburg stoßen, merkte der Minister an. Bei Sanierungen hingegen gäbe es Kritik an Baustellen, statt Lob für die Lösung künftiger Probleme. Ähnliches gelte für den Ausbau und Erhalt des Schienennetzes.
Beim Ausbau des ÖPNV-Angebots in ländlichen Regionen formulierte der Minister das Ziel, ein Schnellbussystem einzurichten, dass mindestens alle Städte ab 20.000 Einwohnern verbindet. Auch die Reaktivierung von Schienenstrecken sei wichtig. Für Gewerbegebiete ohne ÖPNV-Anschluss will das Land Fördermittel bereitstellen, damit Verkehrsträger und Kommunen vor Ort kreative Lösungen erarbeiten und ausprobieren können. Auch jenseits des Schienennetzes wolle die Landesregierung neue Logistikkonzepte fördern, erklärte Oliver Krischer.
Das übergeordnete Ziel der Landesregierung sei, so der Minister, Wirtschaft und Umwelt zusammenzufügen. Darum habe die neue Landesregierung in seinem Ministerium auch die Bereiche Verkehr und Umwelt unter einem Dach zusammengeführt. Andreas Rother sagte dazu, dass er es nur unterstützen könne, wenn die Bereiche Umwelt und Verkehr stärker kommunizieren und zusammenarbeiten: „Das Ziel muss sein, unnötige Verfahren und somit Bürokratie zu vermeiden.“