Studie: Mehr Frauen fürs Unternehmertum begeistern


Weshalb gründen in NRW viel weniger Frauen ein Unternehmen als Männer? Was müsste anders sein? Wichtige Antworten auf diese und andere Fragen rund um Gründung und Nachfolge durch Frauen liefert eine neue Studie der Bergischen Universität Wuppertal in Kooperation mit IHK NRW.

Die Zahlen sind alarmierend: In Nordrhein-Westfalen wird lediglich jedes fünfte Start-up von Frauen gegründet. Damit liegt NRW unter dem Bundesdurchschnitt. Bei allen Selbstständigen beträgt der Frauenanteil 37 Prozent. Eine Nachfolge treten lediglich zwischen 13 und 23 Prozent Frauen an. „Dies ist umso bedauerlicher für unseren Wirtschaftsstandort, als Gründerinnen – statistisch – meist nachhaltig erfolgreicher sind als ihre männlichen Pendants“, beklagt Dr. Ralf Mittelstädt, Hauptgeschäftsführer von IHK NRW. Und nicht nur das: „Es bleibt ein großes Potenzial ungenutzt – und wir verzichten auch auf zusätzliches Wachstum.“

Die IHKs wollten deshalb einmal ganz genau wissen, was zu tun ist, um mehr Frauen für das Thema Existenzgründung und Unternehmertum zu begeistern. Welche Motive haben diejenigen, die den Sprung in die Selbstständigkeit wagen? Welchen Herausforderungen sind sie begegnet? Und welche Barrieren sorgen dafür, dass nicht mehr Frauen Unternehmerinnen werden?

Nun gibt es fundierte Antworten. In Kooperation mit IHK NRW nahm ein Forscherinnenteam des UNESCO-Lehrstuhls für Entrepreneurship und interkulturelles Management der Bergischen Universität Wuppertal das Gründungs- und Nachfolgegeschehen von Frauen in NRW unter die Lupe. Die Forscherinnen führten zunächst eine qualitative Vorstudie mit biografischen Interviews durch und dann eine quantitative Hauptstudie. Die Ergebnisse wurden zudem mit Prof. Dr. Christine Volkmann, Inhaberin des genannten Lehrstuhls, sowie Dr. Nikolaus Paffenholz, Abteilungsleiter Unternehmensservice der IHK Düsseldorf und Fachpolitischer Sprecher für Existenzgründung und Unternehmensförderung der 16 NRW-IHKs, reflektiert. Insgesamt nahmen 1.416 Frauen an der Befragung teil, darunter 954 neue Gründerinnen und 206 Unternehmensnachfolgerinnen.

Gesucht: sichtbare weibliche Vorbilder

„Die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung lassen sich so zusammenfassen: Es braucht einen gesamtgesellschaftlichen Wandel“, sagt Paffenholz. So fehlt es nach Ansicht vieler Studienteilnehmerinnen an sichtbaren und nahbaren weiblichen Vorbildern für potenzielle Gründerinnen. Viele Unternehmerinnen glauben, dass Frauen in unternehmerischen Rollen zu wenig wahrgenommen werden. Sie wünschen sich eine höhere Sensibilisierung. Bereits in den Schulen solle damit begonnen werden, sie seien ein wichtiger Ort, um für das Unternehmer- und Unternehmertum zu werben.

Eine weitere wichtige Voraussetzung für Frauen, um ein Unternehmen zu gründen oder zu übernehmen: eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch hier ist nach Ansicht vieler Teilnehmerinnen ein gesellschaftlicher Wandel nötig. Viele fordern zum Beispiel bessere Betreuungsmöglichkeiten am Unternehmensstandort, mehr Netzwerke und mehr Unterstützung. Zudem müsse Care-Arbeit höher wertgeschätzt und besser entlohnt werden.

Auch zum Thema Finanzierung äußerten sich viele Teilnehmerinnen, es spielt eine zentrale Rolle. Sie wünschen sich beispielsweise bessere Förderangebote auch für nicht innovative Gründungen sowie für Gründungen im Nebenerwerb.

Ein weiterer wesentlicher Hebel, um Gründungen und Nachfolgen durch Frauen zu erleichtern: mehr Angebote. Viele Teilnehmerinnen wünschen sich einen intensiveren Austausch, ebenso wie fachspezifische Angebote. Entsprechende Netzwerkangebote würden sehr helfen. Angeregt werden auch Gründungspatenschaften und Mentorinnen-Konzepte mit weiblichen Rollenvorbildern. Kritisiert wird, dass viele Netzwerke männlich dominiert seien.

„Als vielleicht wichtigsten Ansatzpunkt hat unsere Studie ergeben, dass sich viele Gründerinnen mehr unterstützende Netzwerke wünschen. Ziel muss es daher sein, den Bekanntheitsgrad und die Attraktivität der STARTERCENTER NRW für Gründerinnen weiter zu erhöhen.“, resümiert Nikolaus Paffenholz. Ein solches belastbares Netzwerk sei aber für jede Unternehmerin und jeden Unternehmer essenziell, um auf dem Markt Fuß zu fassen und Orientierung im bürokratischen Geflecht zu finden, aber auch um sich hin und wieder einfach einen guten Rat und neue Motivation in schwierigen Phasen zu holen. „In diesem Sinne“, verspricht Paffenholz, „wollen die IHKs in NRW weiter daran arbeiten, mehr und zielgerichtete Unterstützungsstrukturen zu schaffen und konkrete Hilfestellungen abzuleiten.“

André Berude
Dipl.-Betriebswirt

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Die koplette Studie gibt es hier.