Europawahl 2024: Mönig-Gruppe in Meschede

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Alexander Schulz (li.) und Stefan Schöttler von der Mönig-Gruppe.


„Wir haben in Europa großes Potenzial“


Die Mönig-Gruppe transportiert Handelsgüter quer durch Europa. „Ohne den europäischen Binnenmarkt“, sagt Geschäftsführer Stefan Schöttler, „würde alles viel länger dauern. Und damit würde für uns, für unsere Kunden und Partner sowie für die Verbraucher auch alles teurer“.

Die Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Meschede gliedert sich in zwei Bereiche: Die Mönig Logistik GmbH mit einem Lager, das auf 15.000 Quadratmetern Platz für bis zu 17.000 Paletten bietet und von Geschäftsführer Stefan Schöttler verantwortet wird, und die Mönig Spedition Meschede GmbH, geleitet von Geschäftsführer Alexander Schulz, zu deren Fuhrpark 30 LKW gehören. Insgesamt beschäftigt die Gruppe, zu der eine weitere Schwesterfirma in Gotha gehört, 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

An diesem Nachmittag im Februar ist der Betriebshof in Meschede leer, die LKW unterwegs. Die Auftragslage ist gut, allerdings schwächer als in den vergangenen Jahren. „Das Speditionsgeschäft mit unseren eigenen Fahrzeugen macht 45 Prozent unseres gesamten Umsatzes aus“, berichtet Alexander Schulz. Zu seinen Mitarbeitenden gehören 36 Berufskraftfahrer. „Aber ohne die Zusammenarbeit mit weiteren europäischen Transportpartnern und deren Fahrern und Fahrzeugen, wäre die Auftragslage nicht zu stemmen“. Das Speditionsgeschäft beschränkt sich nicht allein auf Europa, wie Schulz erläutert. „Zu unseren Dienstleistungen gehören auch Überseeverkehre aus/nach Asien, Südamerika und ausden/in die USA nebst der damit verbundenen Zollabwicklung“.

Und im Vergleich zu diesen Überseetransporten zeige sich schnell, wie sehr ein europäischer Binnenmarkt mit einer einheitlichen Währung das Geschäft erleichtere und beschleunige, betonen Schulz und Schöttler. „Das fängt bei der Währung an“, sagt Alexander Schulz. „Sicher, bei unterschiedlichen Währungen innerhalb der EU müsste heute kein Mitarbeitender mehr in eine Bank gehen, das funktioniert digital, kostet aber Zeit – und Währungen schwanken.“ Und Stefan Schöttler ergänzt: „Bei einer gemeinsamen Währung wie dem Euro ist außerdem für alle Beteiligten sofort der Wert der Ware beziehungsweise der Dienstleistung erkennbar.“

Ähnliches gilt für die Paletten. „Der Name Europalette sagt schon alles“, sagt Stefan Schöttler mit Blick auf einheitliche Maße innerhalb der EU. Eine Europalette misst 1,2 Meter mal 0,80 Meter. „Darauf ist in unserem Lager das gesamte Regalsystem ausgelegt. Die einzelnen Felder sind 2,7 Meter breit. Darin können wir drei Europaletten nebeneinander lagern“. Anderes sehe das bei Industriepaletten aus, deren Maße oftmals Container-optimiert seien und von Kunden und Partnern außerhalb der EU genutzt würden. „Bei einer Abmessung von 1,1 Metern mal einem Meter passen davon nur zwei nebeneinander ins Regalsystem und der Rest ist frei“, so Stefan Schöttler.

Eine der größten Erleichterung, die der EU-Binnenmarkt für eine Spedition mit sich bringe, sei aber die Tatsache, dass Waren frei transportiert werden können, ohne dass an jeder Grenze umfangreiche Zollpapiere wie Handelsrechnungen und Ursprungsnachweise vorgelegt werden müssen. „Wenn wir diese Situation hätten, dann würden die Kapazitäten in unserer Branche noch knapper werden, denn Fahrer und Fahrzeug wären deutlich länger unterwegs“, gibt Alexander Schulz zu bedenken. Und er ergänzt mit Blick auf Großbritannien: „Es gibt Speditionen, die fahren Großbritannien seit dem Brexit nicht mehr an, weil es zu aufwendig ist – wir übrigens auch nicht mehr, sondern nur noch über einen Partner.“

Der Brexit zeigt deutlich, was passiert, wenn ein Land aus dem EU-Binnenmarkt austritt – und das nicht nur für diejenigen, die die Waren transportieren, sondern auch für diejenigen, die sie herstellen. Stefan Schöttler berichtet von einem produzierenden Unternehmen in Schottland: Dieses lieferte seine Produkte vor dem Brexit per Paketversand direkt an seine Endkunden in andere EU-Länder. Seit dem Brexit ist das nicht mehr ohne erheblichen Mehraufwand möglich. In der ersten Zeit habe es wochenlange Verzögerungen gegeben. Um sich zu behelfen, sei nunmehr bei Mönig ein Zentrallager für den europäischen Markt eingerichtet und ein Tochterunternehmen in Irland für den Verkauf der Produkte an den Endkunden gegründet worden. „Wir sorgen jetzt für die Import-Abwicklung und versenden das Produkt dann an die Privatkunden in der EU“, sagt Stefan Schöttler.

Schöttler und Schulz sind überzeugt: Für Deutschland steht und fällt der Erfolg mit Europa. Was nicht heißt, dass nicht manche Regelung aus Brüssel für Kopfschütteln in Meschede sorgt. Alexander Schulz führt das EU-Mobilitätsgesetzt als Beispiel an: Das sieht vor, dass ein Fahrer auf längeren Touren alle 14 Tage die reguläre Ruhezeit von 45 Stunden einhalten muss und diese nicht im LKW verbracht werden darf. „Grundsätzlich ist das absolut richtig. Aber wo sollen die Fahrer denn unterwegs diese Pause machen?“, fragt Alexander Schulz. Parkplätze für Lkw seien rar, Hotels und Pensionen oft erst recht nicht zu erreichen. Und falls doch: Wo soll dann der LKW so lange stehen? Und wer bewacht die Ladung? Schulz hat von Containern gehört, die für Fahrer aufgestellt worden seien. „Aber ist das tatsächlich besser als der eigene LKW? Einiges, was aus Brüssel kommt, ist gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht“, gibt er zu bedenken. Und Stefan Schöttler betont: „In politische Vorgaben muss mehr Praxisbezug einfließen. Ohne geht es nicht.“

Gleichzeitig sind Schöttler und Schulz überzeugt, dass alle EU-Mitgliedsstaaten von der Gemeinschaft und dem gemeinsamen Binnenmarkt profitieren. Und insbesondere in Zeiten, in denen Konflikte und Kriege Frieden zerstören, Menschenleben gefährden und wirtschaftlichen Schaden verursachen, sei es umso wichtiger, auf diese Gemeinschaft zu setzen. „Wir haben in Europa großes Potenzial. Und das müssen wir weiterhin nutzen“, sagt Stefan Schöttler.