Europawahl 2024: Schulte Strathaus GmbH & Co. KG

Foto: Schulte Strathaus GmbH & Co. KG


„Wir brauchen uns gegenseitig“

„Von Europa profitieren wir alle“, sagt Unternehmer Dr. Michael Schulte Strathaus aus Werl. „Insbesondere Deutschland als Export-starke Nation, denn wir leben nicht nur vom freien Warenverkehr zwischen den EU-Staaten, sondern haben über EU-Handelsabkommen auch Zugang zu 75 anderen Ländern weltweit.“

In seinem Unternehmen Schulte Strathaus GmbH & Co. KG stellt der Unternehmer unter dem Produktbereich STARCLEAN® Fördergurt-Reinigungssysteme, sogenannte Abstreifsysteme, her, die dazu dienen, Materialverlust und Staub-Emissionen zu minimieren. Damit werden weltweit Kunden aus der Schüttgutindustrie, aus dem Tunnelbau, aber auch Kraftwerke und Recycling-Unternehmen beliefert. Der zweite, kleinere Produktbereich FIRE SAFE® umfasst die Herstellung von Brandschutztechnik bei Kabel- und Rohrdurchführungen. Zu den Kunden gehören Betriebe aus dem Schiffbau und der Offshore-Industrie. Insgesamt arbeitet Schulte Strathaus mit 35 Vertriebspartnern weltweit zusammen und beschäftigt am Standort in Werl 60 Mitarbeitende.

Bürokratie behindert Unternehmen

Und nein, längst nicht alles, was aus Brüssel kommt, löst bei dem Unternehmer Begeisterung aus. Im Gegenteil: Die Bürokratie, die den Unternehmen aufgebürdet werde, sei insgesamt deutlich zu hoch, so Schulte Strathaus. „Ein wirkliches Ärgernis ist das geplante EU-Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Das behindert Unternehmen und oktroyiert ihnen hoheitliche Pflichten auf, die eigentlich Regierungen obliegen.“ Es sei keine Frage, dass Unternehmen nicht verantwortungsvoll und nachhaltig handeln wollen, sondern dass nun auch die kleineren in einer Lieferketten zu überbordenden Dokumentationspflichten gezwungen werden sollen, die nicht zu leisten seien. Ein Beispiel: „Ein Lieferant aus Indien schickt uns einen Spezialfördergurt. Für die Herstellung muss er selbst Gummi einkaufen, dafür wiederum werden Rohstoffe benötigt und auf diesem Weg landen wir in einer Lieferkette bei Kleinstlieferanten, die schon aus Kosten- und organisatorischen Gründen nicht zu kontrollieren ist.“

Aber Michael Schulte Strathaus betont auch: „Wenn wir uns über Bürokratie und Vorgaben aus Brüssel ärgern, dann dürfen wir nicht vergessen, welche großen Vorteile die Gemeinschaft mit ihrem gemeinsamen Binnenmarkt für die Wirtschaft bietet: Freier Warenverkehr in 27 Länder und ein Markt mit insgesamt 450 Millionen Verbrauchern. Vieles nehmen wir inzwischen als so selbstverständlich hin, dass oft vergessen wird, dass Unternehmen ohne diesen Binnenmarkt mit gleichen Wettbewerbsbedingungen und globalen Handelsabkommen deutliche Gewinn- und Effizienzverluste drohen würden.“

Wichtige Basis für diesen Erfolg sei der Euro als einheitliche Währung. „Damit ist der Zahlungsverkehr nicht nur viel einfacher, sondern auch viel besser planbar“, sagt der Unternehmer. „Absicherungsgeschäfte, um Währungsschwankungen abzufedern, sind nicht nötig. Und außerdem hat sich der Euro zu einer stabilen Währung entwickelt, der auch Kunden in anderen Ländern der Welt vertrauen. Wenn wir zum Beispiel ein Geschäft mit einem Kunden in Lateinamerika abschließen, dann geschieht dies auf Euro-Basis“, berichtet Michael Schulte Strathaus. „Der Euro hat sich als Leitwährung etabliert. Mit der D-Mark wäre das nicht denkbar gewesen. Diese war im Vergleich zum Euro stärker. Der leicht schwächere Euro, der eine Schnittmenge aus allen ehemaligen EU-Währungen ist, begünstigt hingegen das Exportgeschäft und hat der deutschen Exportlokomotive einen deutlichen Schub verliehen. Immerhin hat Deutschland eine EU-Exportquote von 44 Prozent.“

Was für Währung, Wettbewerbsregeln und Warentransport gilt, trifft auch auf Maße und Normen zu, die in der EU zu einem einheitlichen Regelwerk zusammengetragen worden sind. „Davor mussten wir für unterschiedliche Länder auch unterschiedliche Ausführungen von Produkten fertigen“, berichtet Michael Schulte Strathaus und gibt ein Beispiel aus dem Bergbau: Verschiedene Länder haben auch unterschiedliche brandschutztechnische Zulassungen gefordert. „Das bedeutete für uns, dass unsere Produkte in jedem Land eigene Prüfungs- und Zulassungstests sowie Zertifizierungen durchlaufen mussten, bevor sie verkauft werden konnte. Das ist heute nicht mehr nötig. Damit sparen wir viel Zeit und Geld.“

Und wenn es nach ihm ginge, dann dürfte die Vereinheitlichung noch den einen oder anderen Schritt weiter gehen: „Meiner Meinung nach gibt es noch keine Arbeitnehmer-Freizügigkeit in der EU“, sagt Schulte Strathaus. „Stattdessen müssen wir jedes Mal, wenn unsere Mitarbeiter zur Produktinstallation in ein EU-Land reisen, umfangreiche Formblätter ausfüllen und alles lückenlos dokumentieren. Wir haben in Europa so viel erreicht, da muss es doch möglich sein, wenigstens diese Bürokratie abzuschaffen, damit wir wirklich freie Grenzen haben.“ Auch mit Blick auf die Mehrwertsteuer wünscht er sich eine einheitliche Regelung. Dafür seien aber Kompromisse und ein enger Austausch mit Industrie und Fachverbänden notwendig.

Wünschenswert seien Working Groups mit Unternehmen, die in Brüssel auf offene Ohren stoßen. „Damit würden wir deutliche Wachstumsimpulse erreichen sowie die Innovationsbereitschaft der Betriebe fördern und damit letztlich den Standort stärken.“ Denn ein starkes Europa sei wichtig, „damit uns Märkte nicht weggenommen werden – von China, den USA und Arabien. Dafür brauchen wir uns gegenseitig.“

Dr. Michael Schulte Strathaus

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„Von Europa profitieren wir alle.“